Argentinien


Argentinien

El Calafate (27.03.2007 - 31.03.2007)

Das Ziel für Dienstag den 27.03. hieß Argentinien, genauer gesagt El Calafate. Nachdem wir problemlos die Grenze passiert hatten, zeigte sich uns, was wirklich heftiger Wind ist. Richtig, richtig anstrengend war das. Dazu auch noch bitterkalt.
Was für Kräfte durch den Wind wirken, zeigte der nächste Tankstop. Normalerweise verbrauchen wir 6-7 Liter mit vollem Gepäck, jetzt durch den Gegenwind knapp über 10 Liter auf 100 km.
Am Abend in Calafate gönnten wir uns dann eine schöne Herberge und ein gutes Essen (ein 480 g Filet ist doch ordentlich!).

Und weil es so schön ist, besuchen wir am Mittwoch den nächsten Gletscher. Der Perito Moreno liegt 80 km von Calafate entfernt und ist noch größer und schöner als der Grey Gletscher.

Es gibt übrigens ein neues Feindbild.
Zur Erinnerung:
Feindbild Nummer 1: Sandpisten
Feindbild Nummer 2: doofe Vieher auf der Strasse in Botswana und jetzt
Feindbild Nummer 3: Straßenköter.

Und die gibt es jede Menge und in jeder Grösse in Südamerika. Solange man steht, gucken die einen schwanzwedelnd und mit treuen Augen an. Sobald jedoch das Moped gestartet wird, verwandeln sie sich in kläffende und schnappende Monster, deren Todesfeind anscheinend im Motorrad zu finden ist. Todesmutig rennen sie auf einmal aus allen Richtungen aufs Motorrad zu und versuchen in die Reifen oder Beine zu beissen. Bisschen nervig!


Gob. Gregores - Bajo Caracoles - Los Antiguos (01.03.2007 - 03.03.2007)

Vom Touristenort El Calafate geht es in die Einsamkeit. Das erste Stück ist noch Asphalt, doch dann kommt Schotter. Unser eigentliches Ziel war ein Ort namens Tres Lagos. Der war aber so trostlos, dass wir die 175 km Schotter zur nächsten Tanke in Kauf nahmen, in Hoffnung auf ein lebhafteres Örtchen.
Abgekämpft kamen wir Stunden später in Gobernador Gregores an. Eine Schönheit ist der Ort allerdings auch nicht, aber es gibt zumindest laut Reiseführer mehrere Unterkünfte. Nach mehreren Anfragen stellten wir jedoch fest, dass jedes zumutbare Bett belegt ist. Wir fanden uns schon mit einer kalten Nacht auf dem Campingplatz ab, da ergab sich doch noch etwas. Bei der Schlafplatzsuche haben wir einen Franzosen auf einer 1150er BMW kennengelernt und da ansonsten scheinbar in dem Ort nichts frei ist, teilen wir uns die Cabaņa mit ihm.
Er dreht einen Film über Zuwanderer nach Patagonien. Gute Frage... warum zieht man nach Patagonien? Auf jeden Fall muss man Wind und Kälte mögen. Wir können es uns nicht vorstellen, hier zu leben.

Inzwischen haben wir uns darauf eingestellt, dass es aufgrund der Straßenverhältnisse nur sehr langsam vorangeht. Wie Seņora Klack so schön sagte:" Wer es in Patagonien eilig hat, der verschwendet seine Zeit." Aber wir haben ja Zeit. Wir müssen erst am 28.03 in Santiago sein, um Ina und Wolfgang abzuholen.
Eine Schotterstrasse ist übrigens noch lange nicht gleich Schotterstrasse. Die grobe Unterteilung ist: gute und schlechte Schotterstrasse. Eine Gute ist halt gut. Aber eine schlechte kann unendlich viele Dimensionen haben. Es gibt Schotterstrassen mit hartem Untergrund und mit vielem feinen Schotter obendrauf, das bedeutet: sehr rutschig. Es gibt Schotterstrassen mit weichem Untergrund und Schotter obendrauf groß wie Hühnereier, das bedeutet: sehr eierig.
Es gibt Schotterstrassen mit weichem Untergrund und mit vielem feinen Schotter obendrauf, das bedeutet, dass Autos Fahrrinnen produzieren, in denen man Fahren muss, da zwischen den Fahrspuren ca. 20 cm hohe Schotterberge liegen. Das ist bei Windstärke 100 km/h manchmal gar nicht so einfach. Und wenn man dann die Fahrrinne wechseln muss, weil sie auf einmal nur noch aus Schlaglöchern besteht oder einem ein Auto entgegenkommt, da muss man manchmal ganz schön aufpassen. So ist das mit den Schotterstrassen. Und es gibt noch viel mehr unterschiedliche Schotterstrassen. Und wir kennen sie alle... Und eigentlich macht es auch viel mehr Spaß Schotterpisten zu fahren als Asphalt - zumindest die guten bis mittleren Qualitäten.

Unser nächstes Ziel liegt darum nur 250 km entfernt und heißt Bajo Caracoles. Das Örtchen besteht aus 31 Einwohnern, verfügt aber über die für uns nächste erreichbare Tankstelle und ein Hotel.
Nach knapp 1,5 Stunden Fahrt und immerhin 60 km auf beschissener Schotterstrasse ging die Africa Twin einfach während der Fahrt aus und sprang nicht wieder an. Und nun? Moped auseinanderbauen, alles mögliche prüfen, keinen Fehler finden und alles wieder zusammenbauen. Und Africa Twin springt wieder an. Super! Und nur eine halbe Stunde Verzögerung. Leider nur für 3 km, da geht sie nämlich wieder aus. Diesmal wird die Auseinanderbauerei ausführlicher, inklusive Teile vom Vergaser abschrauben. Aber wieder entdeckte Robert nichts auffälliges. Also alles wieder zusammengeschraubt. Und? Sie sprang an und blieb auch an. Nach 2,5 Stunden konnten wir weiterfahren, als ob nichts gewesen wäre.

Am Samstag ging es ganz entspannt nach Los Antiguos, der Grenzort zu Chile. Eigentlich ist Los Antiguos sehr schön gelegen am Lago Buenos Aires umgeben von den Anden. Aber einen Zugang zum See haben wir umsonst gesucht. Es gibt hier einfach keine netten Cafes mit Blick auf Wasser.
Am Abend sitzen wir mit Gonzalo zusammen, einem Portugiesen mit einer BMW 1150, der uns ständig irgendwo immer wieder über den Weg fährt. Er will in 7 Monaten von der Südspitze Argentiniens nach New York.

Sonntag geht es von Argentinien wieder nach Chile und damit auch beim Abschnitt Chile weiter.


Pismanta - Chilecito - Catamarca - Cafayate - Salta (30.03.2007 - 04.04.2007)

Von Vicuna in Chile ging es am Freitagmorgen in Richtung Argentinien. Der Weg sollte über den Paso Agua Negra gehen. Der Hondahändler Luis in Vina del Mar hat uns erzählt, dass der Pass wunderschön und ganz neu asphaltiert sei. In unseren Karten war der 4.470 m hohe Pass allerdings überall als Schotterpiste eingezeichnet.
Die ersten 60 km bis zum chilenischen Grenzposten hatte Luis auch recht, aber dann... nichts mehr mit Asphalt. Die Piste führte langsam aber sicher höher die unbeschreibbare Bergkulisse hinauf. In allen Farben erstrahlten die Bergkuppen: der erste Berg grün, der nächste Berg gelb und der dritte Berg rot. Nach der nächsten Kurve taucht dann noch ein grüner Bergsee vor diesem Panorama auf. Schließlich erscheint es, als ob wir selber in der Mondlandschaft rumfahren, die wir gestern in Vicuna noch durchs Teleskop beobachten konnten.
Kurz vor dem 4.770 m Gipfel und 80 km nach dem chilenischen Grenzposten, geht der Transalp die Luft aus. Sie will keinen 2. Passagier mehr mit nach oben nehmen. Und so bringt Robert Christin ganz nach oben, fährt 3 km zurück und holt Ina ab. Allein mit Wolfgang packt es die Transalp. Oben weht ein eisiger Wind bei strahlendem Sonnenschein. In einem unaufmerksamen Augenblick verabschiedet sich die Isomatte, die Christin als Sitzpolster dient, schon mal Richtung Argentinien.
Der schnelle Aufstieg auf 4.770 m macht sich auch körperlich bemerkbar: Kopfschmerzen, leichte Übelkeit und wenig Puste lassen uns schnell wieder an die Abfahrt denken.
In einer landschaftlich ebenso atemberaubenden Umgebung geht es die 100 km zum argentinischen Grenzposten. Da wir alle ziemlich kaputt sind, bleiben wir auf Empfehlung eines argentinischen Grenzsoldaten im Termas Hotel in Pismanta. Dieses Hotel mit Thermalbädern, Sauna, Dampfbad, usw. hat allerdings schon erheblich bessere Tage gesehen. Da wir aber keinen Bock mehr auf Weiterfahrt hatten, nahmen wir die Schimmelbuden in Kauf. Allerdings verzichteten wir dankend auf die thermalen Anwendungen...

Am Samstag den 31.03. sollte es von Pismanta nach Chilecito gehen. Wieder begann die Fahrt mit tollen Blicken auf schwarze Schiefergesteinberge. Als wir jedoch auf der Piste Richtung Huaco durch einen Tunnel fuhren und uns danach das Tal mit 3 Bergketten im Hintergrund in unglaublichen Farben entgegenschien, verschlug es uns fast den Atem. Sehr beeindruckend!
Aber das war noch nicht alles. Um nach Chilecito zu kommen, mussten wir noch über einen 2.200 m hohen Pass. Vor diesem Pass ist alles Gestein in roten Farbtönen und überall wachsen riesige Kakteen.
Am Abend in Chilecito gab es dann so richtig argentinisch ein 500 g Filet für jeden.

Am Sonntag hatten wir einen reinen Fahrtag und fuhren am Fuße der Anden immer Richtung Norden. In Catamarca stiegen wir stilgerecht im Casino Hotel mit Pool, Hotelbar, weißgedeckten Tischen und Fledermaus ab.

Der Montag sollte landschaftlich wieder reizvoller werden. Vorbei an Zuckerrohrfeldern, durch bewaldete Berge, rauf auf ein baumloses Plateau, geht es nach Tafi del Valle. Dort gibt es Mittags mal wieder ein butterzartes Rinderfilet zur Stärkung.
Ziel an diesem Tag ist Cafayate. Laut Reiseführer ein hübsches Dorf vor dem Hintergrund der Anden und mit ausgezeichneten Weinen aus der Umgebung im Vordergrund...
Doch bevor wir Cafayate erreichen, besuchen wir noch die Ruinen von Quilmes. Es handelt sich dabei um die Überreste eines Dorfes von 5.000 Mitgliedern des Diaguita-Stammes, der dort 900 v. Chr. siedelte. Sie hatten sich da ein schönes Plätzchen für ihr Dorf gesucht: gebaut am Berg mit Blick über ein kakteenbewachsenes Tal. Bis die Spanier kamen, aber das ist eine andere Geschichte.
Als wir dann in Cafayate ankamen, freuten wir uns über den hübschen Ort mit netter Plaza, vielen Cafes, Restaurant und kleinen Hotels. Und wie sich herausstellte, freuten sich etliche Touris mit uns. Diese jedoch mit dem Vorteil einer Hotelreservierung im Grinsen. Wir haben alles abgeklappert, aber alles was wir finden konnten war mal wieder eine Schimmelbude. Wenigstens konnten wir die Mopeds in der Hotellobby parken und preiswert war es...

Am Dienstag den 03.03. wollten wir nach Salta. Aber nicht auf der Asphaltstrasse, sondern über den Ort Cachi. Unsere ersten Planungen waren von Cachi den höchsten Pass Südamerikas zu fahren, aber aufgrund der Erfahrung mit den Paso Agua Negra, ließen wir das lieber sein.
Auch so waren die 160 km durch das Valle Calchaquies anstrengend genug. Die Schotterstrasse führt vorbei an spektakulären Felsformationen, kleinen Oasen und ursprünglichen Dörfern. Als wir ziemlich fertig nach fast 5 Stunden in Cachi ankamen, überlegten wir uns, dort zu bleiben. Aber auch hier stellte sich das Problem, eine Unterkunft zu finden. Schließlich kamen wir auf den Grund: Santa Semana. Die Woche vor Ostern sind alle in Sachen Kirche unterwegs und pilgern durch die Gegend. Gerne auch da, wo wir sind. Für uns hieß dies jedenfalls, dass wir die 145 km nach Salta fahren mussten. Na dann los, schließlich war es schon 15.30 Uhr und bei einem vorherigen Stundenkilometer-Schnitt von 32... Man sagte uns jedoch, dass die Hälfte der Strecke Asphalt sei.
Wir fuhren gerade im La Recta del Tin-Tin im Cardones National Park mit bis zu 6 m hohen Kakteen, als die Africa Twin während der Fahrt ausging. Sie sprang wieder an, ruckelte und zuckelte noch eine Weile, fuhr aber weiter. Eine Schotterstrasse führte dann auf den 3.347 m hohen Pass Piedra de Molino und auf der Quebrada des Escoipe wieder runter. Angeblich eine der schönsten Strassen Argentiniens. Nicht für uns: wir haben nur Nebel gesehen.
Inzwischen war es fast 17.30 Uhr und wir wollten noch vor der Dunkelheit in Salta sein. Doch es kam wieder anders, denn die Africa Twin hatte einen Platten. Also Schlauch wechseln. Zu diesem Zeitpunkt kamen wie gerufen die Gelben Engel: 2 Münchner in einem VW-Bus, die einen Kompressor dabei hatten. So ein Glück. Nach einer Stunde konnte die Fahrt weitergehen und gegen 19 Uhr erreichten wir Salta. In dieser 400.000 Einwohner Stadt wird nun ein Tag pausiert.


La Quiaca (05.04.2007)

Am 05.04. ging es von Salta bis an die argentinisch-bolivianische Grenze nach La Quiaca. Die 400 km Asphaltstrasse sollten eigentlich kein Problem sein, wäre da nicht die Höhe. Anfangs ging noch alles gut, bis wir etwa nach der Hälfte der Strecke auf 3.500 m kamen. Dort fing die Africa Twin wieder an zu ruckeln und zu zuckeln. Immer weniger Power stand zur Verfügung. Was tun? Uns blieb nichts anderes übrig als immer langsamer voranzukommen und zu hoffen, dass wir überhaupt in La Quiaca ankommen. Letztendlich haben wir es geschafft, obwohl Christin bergauf absteigen musste. Mit viel Glück haben wir noch ein Viererzimmer mit Jugendherbergscharakter bekommen. Danach wurde dem Problem der Africa Twin auf den Grund gegangen. Nach Überprüfung des völlig verdreckten Luftfilters mit anschließender Reinigung schien das Problem vorerst gelöst. Allerdings standen für den Freitag 300 km Piste auf dem Programm.
Aber nicht nur die Motorräder haben mit der Höhe zu kämpfen. Permanent auf 3.500 m und höher strengt schon ganz schön an. In einer Apotheke haben wir uns deshalb Knoblauchpillen geben lassen, die angeblich gegen Probleme mit der Höhe wirken sollen. Bei uns hat es gut gewirkt. Wer weiß, was sonst noch alles da drin ist.

Da wir dann die Grenze nach Bolivien passiert haben, geht es unter dem Abschnitt Bolivien weiter.


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