Bolivien
Uyuni - Sucre (06.04. - 09.04.2007)
Am Karfreitag ging es zuerst vom argentinischen La Quiaca zum bolivianischen Grenzort Villazon.
Wir mußten wegen der Motorräder ein bisschen warten, aber eigentlich ging alles reibungslos über
die Bühne, als Robert dem Zöllner zeigte, wo er die Carnets abzustempeln hatte.
Es herrschte ein ziemliches Gewusel an der Grenze. Jeder schleppte was von der bolivianischen
Seite nach Argentinien und umgekehrt. Frauen in den typisch bolivianischen Trachten verkauften
irgendwas und Männer standen herum und begutachteten alles.
Wir sind natürlich wieder ein ungewöhnlicher Anblick mit den vollgepackten Motorrädern und
daher Ziel vieler Blicke. Aber wir mußten auf die Piste und so wurde nur noch kurz Geld gewechselt
und weiter ging es im zehnten Land unserer Reise.
Ursache für das Africa Twin Problem ist eine Kombination aus 2 Dingen:
1. zieht die Africa Twin an einem sehr niedrigen Punkt Luft an, was bei Schotter bedeutet, dass
viel Staub angesaugt wird und dieser den Luftfilter zusetzt
2. ist die Luft in großer Höhe bekanntermaßen sehr dünn.
Beides führt dazu, dass das Luft-Benzin Gemisch nicht mehr stimmt und das Motorrad vorerst zur Mofa
mutiert und später ganz ausgeht.
Soviel zu Christins laienhaftem Technikwissen. In der Praxis hieß das am Karfreitag auf den 300 km
Schotterpiste von La Quiaca nach Uyuni des öfteren Anhalten, Luftfilter ausbauen, Luftfilter
auspusten, wieder einbauen und weiterfahren. Und das alle 50 bis 100 km, je nach Pistenqualität.
Auf dem Weg nach Uyuni passierten wir zwei Orte, die schon mal klar machten, dass wir uns in einem der
ärmsten Länder der Erde befinden. Schon von weitem kündigen sich Orte an, da überall Müll durch
die karge Landschaft fliegt. Die Orte Tupiza und Atoscha sind größtenteils aus Adobe gebaut, einer
Art luftgetrockneter Lehmziegel. Die Erdstraßen bestehen mehr aus Löchern als aus Straße.
Überall weht der Staub durch die Straßen. Aber trotzdem lachen uns die Leute zu, wollen an der
Tankstelle auf ein gemeinsames Foto und bestaunen mit großen Augen die Motorräder. Uns betrachten
sie genauso neugierig, wie wir sie.
Als wir nach scheinbar endloser Fahrt durch wunderschöne fast menschenleere Landschaften in
Uyuni (3.660 m) ankommen, ist der Anblick ernüchternd. In Uyuni wohnen 12.000 Menschen in einer
kalten, windigen und trostlosen Hochlandöde. Unser einziges Ziel ist ein schönes Zimmer mit
einer Dusche, aber aufgrund der Semana Santa haben wir einige Befürchtungen. Auf der Suche geraten
wir in eine Osterprozession bestehend aus Schülern und Militär. Ein lustiger Anblick, wie die
Militärs versuchen im Gleichschritt voranzukommen, aber synchron läuft da gar keiner. Im besten Hotel
der Stadt gab es nur noch ein Viererzimmer, aber wir griffen schnell zu.
Das eigentliche Ziel der ganzen Staubschluckerei ist der Salar de Uyuni. Diese riesige Salzpfanne
ist ca. 160 km lang und 135 km breit. Die Dicke der Salzkruste differiert zwischen 2 und 7 m.
Damit ist der Salar de Uyuni die größte Salzfläche der Erde.
Eigentlich wollten wir am Samstag mit den Motorrädern über den Salar fahren, aber beim Frühstück
erfahren wir, dass Wasser auf dem Salz steht und ein Befahren mit dem Motorrad leider nicht
möglich ist. Also mieteten wir uns einen Jeep mit Fahrer und Köchin. Auf einer Schotterpiste
geht es zuerst nach Colchani, dem Eingangsort zum Salar. Und dann geht es auf das Salz...
Vor einem liegt eine unendlich weisse Fläche, abgegrenzt vom strahlend blauen Himmel. Am Horizont
erkennt man Berge und kleine Punkte. Diese kleinen Punkte werden immer größer, je weiter man fährt.
Einer stellt sich nach 50 km Fahrt als Isla Inkahuasi heraus. Einsam im Weiß des Salzmeeres liegt
die Insel, auf der zahllose bis zu 12 m und 1.200 Jahre alte Kakteen wachsen. Während unseres
Inselrundgangs bereitet die Köchin ein vorzügliches Mahl zu, welches wir an einem Tisch aus Salz
essen. Auf der Rückfahrt besuchen wir das Salzhotel, in dem Robert und Wolfgang mit Jagger vor 9 Jahren
schon mal geschlafen haben. Inzwischen ist es aber aus Umweltgründen nicht mehr in Betrieb. Zum
Abschluss einer tollen Tour gab es noch den Sonnenuntergang am Salzsee. Der Salzsee war auf
jeden Fall ein weiterer Höhepunkt unserer Reise!
Ostersonntag stand wieder eine anstrengende Etappe an. 215 km Schotter bis nach Potosi und von dort
170 km Asphalt nach Sucre. Mit frisch ausgeblasenem Luftfilter ging es erst einmal zur Tanke.
Dort erfuhren wir, dass es entgegen der Auskunft aus dem Reiseführer kein bleifreies Benzin in
Uyuni gibt. Sowieso in ganz Bolivien nicht: "pero solo un poco plomo!" Schauen wir mal, was der
Katalysator der Transalp zu ein ganz bisschen Blei sagt...
Die gut befestigte Piste von Uyuni nach Potosi soll eine der schönsten Strecken Boliviens mit
kontrastreichen Landschaftswechseln und unzähligen Lamas sein. Ab und zu macht man einige
Flussdurchfahrten, die aber leicht zu bewältigen sind, da im Moment alles trocken ist.
Einige Luftfilterreinigungen später erreichen wir am Spätnachmittag Sucre, die nominelle
Haupstadt Boliviens. Sucre mit 225.000 Einwohnern liegt auf angenehmen 2.790 m und strahlt mit der
gut erhaltenen kolonialen Bausubstanz historische Atmosphäre aus. 1992 wurde Sucre zum
Weltkulturerbe erklärt und nach dem staubigen Uyuni bietet es nette Plätze mit Kirchen, Palmen und
hat Flaniercharakter.
Wir haben beschlossen, 2 Tage in Sucre zu bleiben, um die Motorräder zu überholen und ein bißchen
Urlaub zu genießen. Der Montagnachmittag bestätigte dies mit Pisco Sour und Coca-Tee.
Cochabamba - La Paz - Coroico - Copacabana (10.04. - 19.04.2007)
Von Sucre führte und der Weg nach Cochabamba. Nach ca. 80 km Asphalt
folgte 90 km Piste, die aber mit schöner Aussicht lockte. Dann plötzlich
vor Epizana bestand der Belag der Strasse aus rohen Feldsteinen, genannt
"empiedrada". Und das ca. 80 km lang - was ne Arbeit!
In Cochabamba übernachteten wir in der Muffbude Hotel Americana und sahen
zu, dass wir am nächsten Tag schnell nach La Paz kamen.
Die 380 km nach La Paz sind durchgehend asphaltiert und zeigen eine schöne
Landschaft. Es geht einen Pass hinauf bis 4.360 m. Aber bevor wir diesen
Pass erreichten, hatte Wolfgang die Schnauze voll und baute den Luftfilter
der Transalp aus, damit die mal ein bisschen Luft bekommt und schneller als
20 km/h fährt. Es wirkte und kurze Zeit später fuhr auch die Africa Twin
ohne Luftfilter.
Schließlich kamen wir in El Alto, der Oberstadt von La Paz auf 4.100 m
an und warfen einen ersten Blick in den Talkessel der größten und
wichtigsten Stadt Boliviens.
Ca. 1,3 Millionen Einwohner leben in La Paz, die anscheinend alle zu dem
Zeitpunkt in Taxen, Bussen und Micros unterwegs waren, an dem wir ein Hotel suchten.
Die Luft ist schlimm und der Lärm nervig. Nach mehreren gescheiterten
Anläufen bei anderen Hotels, gönnen wir uns für die letzten
2 Nächte von Ina und Wolfgang ein Hotel mit mehr Sternen als gewöhnlich.
Da der Mittwoch zufällig ein Championsleague-Spieltag war, stürmten wir
die Minibar und sahen zu wie Bayern gegen Mailand rausflog. Danach gingen
wir noch was Essen. Leider ohne Ina, die sich eine Magen- und
Darmgeschichte eingefangen hatte.
Am Donnerstag litt Christin unter den gleichen Problemen und so besuchten
die Mädels des öfteren das 5-Sterne-Klo, während die Jungs Souvenirs auf
dem Zaubermarkt besorgten. Es gibt da zwar allerhand Pülverchen, aber
nichts gegen Durchfall...
Leider konnten wir unseren letzten gemeinsamen Abend nicht zusammen
verbringen, aber wir hatten während der 2 Wochen viel Spaß und haben
viele tolle Orte besucht. Am Freitagmorgen um 3.30 Uhr hieß es für Ina
und Wolfgang aufstehen, ab zum Flughafen und zurück nach Kölle.
Wir wollten am Freitag eigentlich in die Yungas, aber Christins Zustand
ließ das leider nicht zu. So verlängerten wir noch einen Tag und hofften
auf Besserung.
Am Samstag ging es dann einigermaßen und wir machten uns auf den Weg in
sauerstoffreichere Gefilde. Die Strasse, die in die Yungas hinunterführt
ist die berühmte "Strasse des Todes". Innerhalb kurzer Zeit durchfährt
man einen Höhenunterschied von über 3.000 m mit fast allen Klima- und
Vegetationszonen Südamerikas, vom schneebedeckten Gipfel in den Regenwald.
Aber bevor es in die feuchte Wärme geht, muß man den eiskalten Abra La
Cumbre auf 4.725 m überqueren. Die Transalp hat es langsam, aber souverän
geschafft.
Seit einem halben Jahr ist die Asphaltstrecke geöffnet, die bis nach
Coroico durchgeht. Christins Motto war nach 2 Tagen nichts essen, nichts
trinken und ziemlich zittrig "lieber einfach als heldenhaft" und so
wurde die Asphaltstrasse gefahren. Nichtsdestotrotz ist die Aussicht
spektakulär.
In Coroico angekommen, galt es die Cabanas von Hans zu finden. Hans lebt
seit 20 Jahren in Coroico, ist der Bruder von Steffi, die ist die beste
Freundin von Silke 1 und die wiederum die beste Freundin von Robert.
Und so hatten wir den Kontakt zu Hans.
Als wir um die Plaza in Coroico kurvten, wurden wir schon erwartet. In Empfang
nahm uns Detlev, der Besitzer der Backstube, der von Hans erfahren hatte,
dass 2 Kölner mit Motorrädern kommen sollten. Detlev rief nun Hans an,
der uns zu den Cabanas brachte. Wir suchten uns eine schöne mit atemberaubendem
Blick aus.
Hans, der Tortenbäcker von Coroico, musste am Abend noch 8 Torten für
eine Hochzeit ausliefern. Wir halfen ihm diese unbeschadet über
übelste Strassen zu transportieren. Prompt wurden wir noch zum Essen
von der Brautmutter eingeladen und bekamen Einblicke in eine bolivianische
Hochzeit. Die hatten um 18 Uhr schon alle ganz schön einem im Kahn...
Wir machten uns jedenfalls 3 schöne Tage in Coroico.
Am Dienstag den 17.04. brachen wir nach Copacabana am Titicacasee auf.
Copacabana (3.818 m) mit seinen 20.000 Einwohnern war einst ein bedeutendes
Zeremonial- und Kultzentrum, heute ist ein wichtiger Wallfahrtsort.
Die Hauptattraktion ist jedoch ein Besuch der Isla del Sol, der am Mittwoch
auf unserem Programm stand. Nach 2-stündiger Überfahrt mit einem nicht gerade
Geschwindigkeitsrausch erprobtem Boot, stand uns ein 11 Kilometer langer
Marsch vom Norden der Insel in den Süden bevor. In der Höhe und mit einigen
strammen Anstiegen kein Zuckerschlecken. Aber wir haben es geschafft. Es
war sehr schön, über den weiten Titicacasee mit den schneebedeckten Gipfeln
in der Ferne zu blicken.
Am Donnerstag war abhängen angesagt, bevor es am Freitag weiter nach
Peru ging.
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