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Punta Arenas (13.02.2007- 16.02.2007)

Wir sind in Patagonien.

Nachdem wir in der Nacht auf den 12.02. kräftig in Roberts Geburtstag reingefeiert haben und die darauf folgende Nacht ohne Schlaf am Flughafen von Santiago verbracht haben, kamen wir am Mittag des 13.02. dementsprechend gerädert in Punta Arenas an. Unser erster Eindruck: ganz schön kalt hier. Nur 8 Grad! Und am Vortag noch bei fast 30 Grad auf der Osterinsel geschwitzt.
Am Nachmittag wollten wir ein paar Informationen über die Motorräder einholen, die ja eigentlich schon in Punta Arenas sein sollten. Unser Informationsstand zu diesem Zeitpunkt war folgender:
die Mopeds waren mit Air Namibia Ende Januar nach Frankfurt geflogen worden. Dort allerdings weigerte sich die Lufthansa die Motorräder nach Santiago zu fliegen, da die Kartonverpackung zu stark beschädigt sei. Warum das so ist, wissen wir nicht, bereitete uns jedoch Sorgen, ob noch alles in der Kiste vorhanden ist. Unsere Spedition veranlasste den Bau einer Holzkiste, die allerdings bedeutend schwerer und größer als unsere ursprüngliche Kiste ist.
Am 05. Februar sind die Mopeds dann wohl nach Santiago geflogen. Von dort bekamen wir die Info, dass die Kiste am 09. Februar auf dem Landweg in Richtung Punta Arenas geht, da sie für die Flieger dorthin zu groß und zu schwer sei. Sie sollten dann am 13. oder 14. Februar in Punta Arenas eintreffen.
Am 13.03 haben wir dann eine Mail an unsere Spedition in Köln geschrieben und gefragt, wo wir denn unsere Mopeds abholen könnten. Wenig später kam ein Anruf aus Santiago, dass die Motorräder leider erst am Montag den 19.02. in Punta Arenas ankommen. Super! Das heißt mindestens 5 Tage länger in Punta Arenas. Und das ist wirklich kein Ort, an dem man länger bleiben möchte als notwendig.
Abends waren wir Essen und wollten in Christins Geburtstag reinfeiern. Aber uns sind fast die Augen vor Müdigkeit zugefallen. Also keine Party, sondern früh ins Bett.

Am Mittwoch begrüßte uns der Tag mit Sonnenschein und Montezumas Rache. Toller Geburtstag! Wir konnten trotzdem einige Dinge erledigen. So wollten wir einige Tagestouren für die Wartetage planen. Wir hatten gelesen, dass man einen Tagesausflug in die Antarktis machen kann. Hört sich sehr interessant an. Wir also ins Reisebüro der Fluggesellschaft. Dort sagte man uns, dass dies möglich sei, jedoch für diese Saison (noch 2 Flüge im Februar und März) schon ausgebucht. Wir könnten aber für die nächste Saison buchen. Macht dann bitte 2.300 US$ pro Person. Ja danke, wir überlegen uns das dann noch einmal.
Anschließend sind wir zu der Spedition, die über unsere Mopeds Bescheid wissen sollte. Nach einigem hin und her sagte man uns, dass der LKW am Montag den 19.02. oder Dienstag den 20.02. ankommen würde.
Karen Johnson, unsere Custom Brokerin, lud uns ein, während dieser Zeit bei ihr im Haus zu wohnen. Na gut, dann ziehen wir am Donnerstag zu ihr um. Und je länger es mit der Kiste dauert, umso länger hat sie uns am Hals.
Es zeigte sich, dass die Einladung ein Glücksfall für uns ist. Karen brachte uns zu ihrem Haus, in dem sie mit Mann und 3 Kindern wohnt, die momentan jedoch alle nicht da sind. Die Haushälterin hatte schon ein leckeres Mittagsmal auf den Tisch gezaubert. Es kamen noch 3 Freunde dazu und es wurde lautstark diskutiert.
Am Abend, schlug Karen vor, könnten wir mit ihr in den Süden nach Fuerte Bulnes fahren. Mit einem befreundeten Paar ging es dann um 17.30 Uhr los. Momentan ist es hier bis ca. 21.30 Uhr hell.
Eigentlich sollte diese Fahrt unsere erste mit dem Moped sein, aber auch mit dem Auto bekamen wir einen guten Eindruck von der Landschaft Patagoniens. Auf dem Weg Richtung Süden zeichnete sich auf der anderen Seite der Magellan-Strasse das Panorama von Feuerland ab.
Am Abend gab es zu unserem Foto-Vortrag über die Osterinsel Pizza und eine Auswahl chilenischer Biere. Die Mädels waren sehr begeistert vom Sieger des Triathlons...

Am Samstag heißt es früh (4.30 Uhr!!!) aufstehen, denn Karen hat uns eingeladen, mit ihr einen Ausflug nach Feuerland zu machen.


Tierra del Fuego - Punta Arenas (17.02.2007- 19.02.2007)

Um 5.30 Uhr am Samstagmorgen war der erste Cafe getrunken und der Pick-Up für unseren Ausflug nach Feuerland gepackt.
Feuerland liegt östlich von Patagonien und gehört halb zu Chile und halb zu Argentinien. Entlang der Magellan-Strasse ging es ins ca. 150 km entfernte Punta Delgada, von wo die Fähre auf die Insel Feuerland übersetzt.
Der von Magellan 1520 beobachtete Schein der Lagerfeuer der Ureinwohner gab der Insel ihren Namen. Der Weg sollte uns zuerst nach Cameron führen und anschließend nach Porvenir, wo an diesem Tag ein "Fest des Fleisches", eine "fiesta de carne", stattfinden soll.
Vor uns breitet sich weite, menschenleere Pampa aus. Sanfte Hügel rahmen die mit Gras bewachsenen Felder ein, die durch den immer währenden Wind ständig in Bewegung erscheinen. Wolken hängen tief über der Erde, verändern ständig ihre Form und jagen ein Wechselspiel von Licht und Schatten über die Natur. Wir befinden uns am Ende der Welt.
In dieser Einsamkeit sind die unterschiedlichsten Tiere zu Hause. Auf unserem Weg begegnen uns Nandus (ein Art Strauss), Füchse, Guanakos (ähnlich einem Lama), Adler und jede Menge anderer Tiere.
Am Nachmittag ging es Richtung Porvenir. Unterwegs nahmen wir noch 2 Jungs mit, von denen einer zufällig Guide im Torres del Paine ist, einem Nationalpark, den wir noch besuchen werden. Er konnte uns einige gute Tipps und Tourvorschläge geben.
Das Fest fand auf einem Acker abseits der Ortschaft statt. Überall bereiteten verschiedene Stände Lammfleisch zum Grillen vor und entfachten die Feuer. Es wurde musiziert, gesungen, geritten und alle hatten eine Menge Spass. Gegen 18 Uhr waren die ersten Lämmer durchgebraten und wir ließen es uns schmecken. Danach stand der Rückweg nach Punta Arenas an.
Als wir endlich gegen 23.30 Uhr zu Hause ankamen, war Herr Lopez nach 2-wöchiger Geschäftsreise (er handelt mit Seeigeln) eingetroffen und hatte ein paar Freunde zum Essen und Feiern eingeladen. Keine Chance ins Bett zu gehen, sondern ab in die Runde und schon Piscola, ein chilenisches Nationalgetränk, vor der Nase.
Die Chilenen, die uns bisher begegnet sind, zeichnen sich alle durch eine Gastfreundschaft, Offenheit und Herzlichkeit aus, die man in Deutschland so nur selten antrifft.

Der Sonntag galt nur der Erholung und dem Essen. Am Mittag zauberte Senor Lopez selbst gemachte Pasta. Dazu gab es Pisco Sour und Rotwein. Danach dann natürlich Siesta. Am Abend sind wir dann noch mit ein paar Freunden Essen gegangen. Wir leben hier nicht schlecht...

Und soeben kam die Nachricht von Karen, dass die Mopeds heute oder mit Sicherheit spätestens morgen ankommen. Das wäre ja schön.


Punta Arenas (20.02.2007- 23.02.2007)

Tja, das war wohl nichts mit den Motorrädern am Dienstag. Heute ist Freitag der 23.02. und sie sind immer noch nicht in Punta Arenas. Nach vielem Hin und Her von einer Spedition zur anderen und noch viel mehr "maņana, maņana", haben wir herausgefunden, dass der LKW mit den Motorrädern erst an 20.02. Santiago verlassen hat. Eigentlich sollten sie schon am 13.02. hier sein... Das eigentlich Doofe ist, dass wir jeden Tag auf den Eingang der Mopeds gewartet haben, weil es uns so gesagt wurde und wir nichts unternehmen konnten. Hätten wir gewusst, dass es noch so lange dauert, hätten wir bestimmt anders geplant. Aber nun gut, es ist nicht zu ändern. Morgen sollen sie nun endgültig hier eintreffen. Wir werden sehen... Nur was uns langsam Sorgen macht, ist das Wetter. Es wird von Tag zu Tag kälter und regnerischer.

In der Zwischenzeit haben wir jedes Cafe in Punta Arenas kennengelernt und auf der Straße werden wir schon gegrüßt. Karen und Edgardo, unsere Gastgeber, die wir vorher überhaupt nicht kannten, kümmern sich rührend um uns. Wir können den ganzen Tag ins Internet, die Haushälterin bekocht uns, es gibt ESPN (somit konnten wir Championsleague gucken) und es werden Ausflüge für und mit uns geplant. Falls die Zollformalitäten am Samstag nicht erledigt werden können, werden wir mit den beiden nach Torres del Paine fahren und den Grey Gletscher besuchen.

Gestern Abend war Kleines Wochenende auf chilenisch. Es lief Copa Libertadores, die Championsleague Südamerikas. Edgardo hat im Garten eine Art Grillhütte, in der gefeiert und eben auch Fußball geguckt wird. Gestriger Ehrengast war der Bürgermeister von Punta Arenas. Es wird dann mal eben ein halbes Schwein auf den Grill gelegt, eine Flasche Pisco rausgeholt und alles ist gut. Nicht alles, denn leider hat Colo Colo (Fussballteam von Santiago) gegen River Plate Buenos Aires 1:2 verloren. Diese Niederlage wurde dann mit einer weiteren Flasche Pisco verarbeitet.
Im Grossen und Ganzen haben wir noch Glück im Unglück, aber es wird jetzt echt Zeit mal wieder ein bißchen Motorrad zu fahren.


Puerto Natales - Torres del Paine (24.02.2007- 26.02.2007)

Überraschung! Karen holte uns am Freitag um 17.00 Uhr von zu Hause ab und sagte, dass wir noch mal beim Spediteur Druck machen sollten. In Wirklichkeit fuhr sie aber zum Zoll am Hafen. Und was stand da? Die Kiste mit den Motorrädern. Nach kurzer Inspektion schien alles da zu sein. Karen regelte einige Sachen mit dem Zoll.

Über Nacht blieben die Mopeds noch in einer Halle beim Zoll, aber am Samstagmorgen um 8.30 Uhr konnten wir mit dem Zusammenbau anfangen. Außer einigen fetten Kratzern schien beim Transport nichts passiert zu sein. Um 13 Uhr waren wir nach den letzten Zollformalitäten endlich wieder "on the road".
Nun hieß es die letzten Klamotten zusammenzupacken, und mit Karen und Edgardo im Auto vorneweg, Richtung Puerto Natales zu fahren.
Für den Sonntag und Montag war Windstärke bis 110 km/h angesagt. Da fuhren wir doch lieber "gemütlich" bei nur 70-80 km/h am Samstag. Ganz schön heftig! Wir waren froh, dass unser Gepäck vorerst noch im Auto mitfahren konnte.
Abends gab es dann wieder jede Menge Essen im Restaurant von Fernando, einem Freund von Karen und Edgardo. Wir sind dann ziemlich müde vorzeitig von der Feier verschwunden und selig ins Bett gefallen.

Am Sonntagmorgen dann heftiger Regen. Na toll! 110 km/h Wind und Regen in Strömen. An der Grenze zu Argentinien in Cerro Castillo hieß es Abschied nehmen von Karen und Edgardo. Wir sind den beiden sehr dankbar. Ohne sie hätte alles noch viel länger gedauert.

Für uns ging es, jetzt mit Gepäck, in den 150 km entfernten Nationalpark Torres del Paine. Der Regen hatte aufgehört und der Wind ging auch einigermaßen. Nach einer Kurve um einen Berg bot sich uns der erste Blick auf das mächtige Massiv.
Am Parkeingang sahen wir die ersten Kondore. In großer Höhe schwebten die, mit bis zu 3 m Spannweite, großen Vögel majestätisch über uns hinweg. Ein toller Anblick!
Auf der Weiterfahrt kommen wir vor lauter tollen Ausblicken, die fotografiert werden müssen, nur langsam voran.
Aber auch der Wind schlägt nun voll zu. Durch die vielen Berge dreht sich die Windrichtung ständig und er ist so stark, dass wir das ein oder andere Mal fast von der Strasse abkommen.
Aber schließlich erreichen wir unseren Campingplatz am Lago Pehoe unversehrt. Temperaturen um 10 Grad am Nachmittag lassen einen, mit Aussicht auf die Nacht im Zelt, aber jetzt schon erschaudern.

Am Montag ist eine 3-stündige Bootsfahrt zum Grey Gletscher geplant. Aber es ist arschkalt und es regnet wieder ununterbrochen. Also bleiben wir den ganzen Tag im Zelt in unseren Schlafsäcken eingemummelt und warten bis 15 Uhr erst einmal ab. Später bessert sich das Wetter etwas und wir fahren zum 40 km entfernten Bootsablegeplatz.
Es ist zwar wirklich kein Königswetter, aber dafür ist der Anblick des Gletschers durchaus königlich. Gletscher haben schon etwas!

Das Ziel für den Dienstag hieß Argentinien, genauer gesagt El Calafate und die nächsten Berichte sind unter Argentinien zu finden


Coihayque - Puyuhuapi - Chaiten (04.03.2007- 06.03.2007)

Sonntag den 04.03. geht es von Argentinien wieder nach Chile. In Chile Chico wollen wir die Fähre über den zweitgrößten See Südamerikas nehmen. Als wir an der Fähre ankommen, sagt man uns jedoch, dass die Fähre ausgebucht sei und die nächste erst am Dienstag geht. Was nun? 2 Tage warten oder die 400 km extrem schöne Strecke, aber auch extrem schlechte Schotterpiste um den See nehmen? Gonzalo, der absolut keinen Bock mehr auf Schotter hat, belabert den Kapitän, der äußerst fragwürdig aussehenden Fähre "Pilchero". Die hat ihre besten Jahre auf jeden Fall hinter sich. Der Kapitän konnte nichts versprechen. Erst einmal müssen alle Passagiere und die gebuchten Fahrzeuge an Bord. Am Ende passen wir noch drauf und nach 3 Stunden Überfahrt sind wir auf der nördlichen Seite des Sees. Nach weiteren 120 km Fahrt kommen wir in Coihaique an.

Von Coihaique geht es für uns am Montag auf der Carretera Austral Richtung Norden. Unser Ziel in 2 Tagesetappen ist Chaiten, von wo wir die Fähre auf die Isla Grande de Chiloe nehmen wollen. An sich eine wunderschöne Strecke durch Täler und über Pässe der Anden, vorbei an Flüssen und Fjorden. Nur leider regnet es in Strömen und der Nebel verhängt die Aussicht.
Nach 220 km Schotterstrasse kommen wir nass und durchgefroren in Puyuhuapi an. Unterkunft finden wir in der Hosteria Alemana bei Senora Ursula Flack, die uns erst einmal sehr resolut auf deutsch klar macht, dass wir so dreckig und nass nicht in ihr Zimmer kommen und bloß nichts nasses auf ihre Bettdecken legen dürfen. Später bringt sie uns jedoch Kaffee und selbstgebackenen Kuchen aufs Zimmer.
Am Abend sind wir die einzigen Gäste im Restaurant Rossbach. Als die Kellnerin bemerkt, dass wir Deutsche sind, macht sie extra für uns deutsche Volksmusik an...

Dienstag sind wir die restlichen 200 km nach Chaiten gefahren, von wo wir am Mittwoch die Fähre nehmen. Zum Glück haben wir ein Hotel gefunden, in dem es ESPN gibt, so dass Robert gerade Liverpool gegen Barcelona gucken kann.


Castro - Puerto Varas - Valdivia (07.03.2007- 11.03.2007)

Am Mittwoch dauerte die Überfahrt von Chaiten nach Quellon 6 Stunden. Eigentlich wollten wir in Quellon bleiben, aber es kam uns dort ein bißchen finster vor, und so sind wir weiter in das 90 km entfernte Castro.

Donnerstag ging es über Puerto Montt nach Puerto Varas. In diesem Ort am Lago Llanquihue mit Blick auf den Vulkan Osorno zeigen sich deutlich die Einflüsse der deutschen Einwanderer: Häuser im Kuckucksuhrenstil, eine Kirche mit 3 Türmen mit stündlichem Glockenspiel sowie der Club Aleman, der Kassler und Sauerkraut auf der Speisekarte hat.
Angepriesen wird schon von weitem das Casino. Als wir während eines Spaziergangs vom Regen überrascht werden, schauen wir uns das Casino mal genauer an und verspielen 1.000 Peso (1,40 Euro) im Automatensaal.

Am Freitag umrunden wir den See und wollen uns den Vulkan aus der Nähe ansehen. Aber das Wetter spielt nicht mit und verhüllt ihn in dichtem Nebel. Um den See herum gibt es allerdings immer wieder sehr schöne Unterkünfte und manche erinnern an Orte in Süddeutschland oder der Schweiz.
Das heutige Ziel ist Maicolpue am Pazifik. Laut Karte ein Ort mit schönem Strand. Vorbei an Osorno geht es noch einmal 60 km durch kurvenreiche Bergstrassen. Und natürlich regnet es in Strömen. Eigentlich wissen wir auch gar nicht, was uns erwartet, da im Reiseführer lediglich steht "beliebtes Ausflugsziel"· Als wir schließlich ankommen, bekommen wir erstmal einen Lachkrampf. Ein paar Fischerhäuser und eine riesen Polizeistation und sonst nichts. Laut Plan wollten wir hier 3 Tage am Strand abhängen. Das war wohl nichts.
Da Osorno uns auch nicht so zugesagt hat, ging es die 60 km im Regen zurück und schließlich auf der Panamericana Richtung Norden noch mal 130 km nach Valdivia - angeblich die schönste Stadt Chiles.
Eine gute Entscheidung, denn Valdivia ist ganz nett. Wir finden eine schöne Unterkunft mit Blick auf den Rio Calle Calle und bleiben die 3 Tage eben hier. Am Freitagabend nutzen wir das Nachtleben der Universitätsstadt.

Den Samstag lassen wir ruhig angehen mit einem Spaziergang am Fluß und den Vorzügen unseres Hotels: Bundesliga live und Wireless Lan mit iPAQ im Bett. Travelling first class!

Am Sonntag wieder Spaziergang am Fluss, vorbei an mega fetten stinkenden Seelöwen und Kaffee und Kuchen im Museum.

Noch ein Wort zu den Straßenhunden. Eigentlich sind die ja ganz lieb und können einem nur leid tun. Denn mindestens jeder zweite humpelt auf nur 3 Beinen oder auf einem Auge blind durch die Gegend. Dass sie keine Mopeds mögen, ist eben unser Problem.


Pucon (12.03.2007- 15.03.2007)

Welch eine Idylle! Wir sind in Pucon am Lago Villarrica mit ausgesprochen beeindruckender Kulisse. Allgegenwärtig wacht der aktive Vulkan Villarrica, aus dessen Spitze gemächlich Dampfwolken steigen, über die Umgebung. Weitere Berge, Flüsse und Seen bestimmen das Landschaftsbild.
In Pucon kann man wunderbar umherschlendern und die unterschiedlichsten Touristen beobachten, die aus betuchten Chilenen, aber auch Travellern aus aller Welt bestehen. An Aktivitäten wird einiges geboten: Rafting, Kayaktouren, Mountain Biking, Aufstieg auf den Vulkan und nicht zuletzt gibt es einige Thermalquellen in unmittelbarer Umgebung. Hier läßt es sich einige Tage aushalten, da auch das kulinarische Angebot äußerst ansprechend ist.

Um uns nicht zu sehr zu verausgaben, denn wir sind im Urlaub, unternehmen wir am Dienstag einen Mopedausflug in die nähere Umgebung. Wir fahren zum Lago Caburgua, genießen die Natur und bestaunen die imposanten Anblicke auf weitere Vulkane.
Am Nachmittag besuchen wir die Thermalquellen von Los Pozones. Wunderschön direkt an einem Fluß gelegen, bieten mehrere Naturbecken Wassertemperaturen von 37 bis 43 Grad. Nur ein paar grünblau schillernde Geckos genießen mit uns die Ruhe.

Am nächsten Tag brauchen wir ein bißchen mehr Aktion und buchen eine Raftingtour auf dem Rio Trancura. Auf einem Flußabschnitt von 14 km werden 8 Stromschnellen und Wasserfälle der Schwierigkeitsstufen 1,5 bis 4,5! passiert. Der letzte Wasserfall mit dem Namen "the last smile" hat eine Höhe von 3 Metern. Das macht ganz schön Spass! Unterwegs gab es noch ein Stück, das von Anfängern nicht befahren wird. Um dieses zu überbrücken, mußte ein bisschen geklettert werden. Um wieder in die Raftingboote zu gelangen, hatte man die Wahl von einer 5 m hohen Felswand ins Wasser zu springen oder herunterzuklettern. Da wir uns vor 20-jährigen nicht die Blöße geben wollten, kamen wir unerwarteterweise auch noch zu einem Sprung vom 5er. Das letzte Mal ist wohl über 20 Jahre her - man o man, was ne Zahl...

Heute erholen wir uns von unseren waghalsigen Abenteuern und bereiten die Weiterfahrt vor.


Chillan - Curanipe - Los Lingues - Valparaiso (16.03.2007- 23.03.2007)

Am Freitag machen wir einige Kilometer auf der "Traumstrasse Panamericana". In diesem Abschnitt von Chile ist sie allerdings reine Autobahn, die schnelles Vorankommen ermöglicht.
Station gemacht wird in Chillan, 408 km südlich von Santiago. Was sich deutlich bemerkbar macht, ist der Temperaturanstieg. Also Fleece und lange Unterhosen weggepackt und Flipp Flopps raus.
Da wir am Abend kein anderes Restaurant finden, speisen wir vorzüglich im Gran Hotel. Die 5 ständig um uns herumwuselnden Kellner sind sichtlich über unsere etwas "verlodderten" Travellerklamotten amüsiert. Die gehobene Gesellschaft um uns herum legt da etwas mehr Wert auf Etikette.

Die Transalp macht komische Geräusche beim Bremsen. Darum steuern wir am Samstag die KTM-Niederlassung Chillan an. 3 Meinungen gehen in Richtung Stossdämpfer, doch Robert denkt an das Lenkkopflager. Nach ein bisschen Fachsimpelei, neuer Luft in den Reifen und nachgezogenem Lenkkopflager! geht es in Richtung Pazifik.

Mit den vollbeladenen Motorräder winkt man uns oft zu, wir werden immer wieder gefragt, woher wir kommen, wohin wir wollen und wünscht uns eine gute Reise.
Als wir heute an der Mautstelle bezahlen wollten, sagte das Mädchen an der Kasse, die Herren vor uns im Auto hätten schon für uns bezahlt. Was soll man dazu sagen? Sehr nett diese Chilenen.

Auf dem Weg bekommen wir einen Tipp für einen schönen Ort am Meer, der über 40 km landschaftlich reizvolle Erdpiste zu erreichen ist. Nachdem wir ordentlich Staub geschluckt und die Temperatur uns mächtig ins Schwitzen gebracht hat, entschädigt der Ausblick von unserem Balkon in Curanipe. Meer, blauer Himmel, schwarzer Strand, Fischerboote, Möwen - wie aus dem Bilderbuch.
Curanipe hat auch einen sehr guten Surfspot und am Sonntag gab es einen 3 m Swell. An einen Pointbreak bricht eine linke Welle und wer das richtige Set erwischt, kann einen 300 m Ride hinlegen. Wie so oft hat die Sache einen Haken - der Humboldt-Strom läßt die Wassertemperatur nicht über 11 bis 14 Grad ansteigen und so haben einige Surfer Neos mit Kapuzen an. Wir beobachten das Ganze schön vom warmen Strand aus, da kein Surfboard und kein Neo... zum Glück bei der Kälte???
Ansonsten gibt es hier nicht viel zu tun. Cafes gibt es irgendwie keine, Essen kann man auch nicht den ganzen Tag und eine Internetverbindung ist reine Glücks- bzw. Geduldssache. Aber zum Nichtstun ist Curanipe ganz gut geeignet.

Da Chile ja auch für seine guten Weine bekannt ist, wollten wir uns mal ein Weingut südlich von Santiago anschauen. Aus dem Reiseführer hatten wir uns eins rausgesucht, dass sehr nett beschrieben war. Allerdings nicht ganz preiswert die Unterkunft. Als wir schließlich vorfuhren, uns die Zimmer anschauten und den richtigen Preis hörten, sprengte das leider unsere Weltreisekasse bzw. 250 Dollar für eine Nacht wollten wir nicht ausgeben.
Da wir schon einige Stunden gefahren waren, schauten wir uns in San Fernando nach einem Zimmer um. Aber hier gab es nur absolute Bruchbuden. Also weiterfahren, ohne eigentlich noch Lust zu haben. Auf der Autobahn kam eine Abfahrt mit Wein- und Hotelzeichen. Wir also wieder runter und Hotel gesucht. Das Hotel stellte sich als Hacienda Los Lingues raus - ein riesen Weingut mit 1a Unterkunft. Im Endeffekt haben wir ein tolles Zimmer, ein gutes 5 Gänge Menue und eine tolle Umgebung bekommen haben. An die Reisekasse versuchen wir nicht zu denken...

Von den Weinbergen ging es nun wieder ans Meer nach Valparaiso, eine Hafenstadt 120 km westlich von Santiago. Sie ist umgeben von Hügel und unterteilt in eine Unter- und Oberstadt.
Die Hotelsuche stellte sich als Motorradgeschicklichkeitstraining heraus. Schmale, sehr steile, gepflasterte Straßen, feucht natürlich und viele fast 180 Grad Kurven, bergrauf und bergrunter. Und an den fiesesten Stellen warten die Straßenköter...
Aber wir haben ein nettes Hotel gefunden und erkunden nun die Stadt, die sich auf den ersten Blick sehr nett darstellt, denn zu Fuß sind die kleinen Gassen ganz entzückend. Überall gibt es alte, klappernde Aufzüge, die die Unter- mit der Oberstadt verbinden, viele Cafes, Restaurants usw.

Inzwischen haben wir auch neue Reifen organisiert. Und nächste Woche kann die Weiterfahrt mit Ina und Wolfgang von Santiago nach La Paz auf rundum erneuerten und sogar in der Werkstatt geputzten Mopeds beginnen.


Valparaiso - Santiago - Vicuna (24.03.2007- 29.03.2007)

Nachdem wir in Valparaiso noch einige Vorbereitungen an den Motorrädern getroffen haben, damit wir einigermaßen bequem jeweils zu Zweit drauf sitzen können, ging es am Dienstag den 27.03. nach Santiago.
Tja, und auf dem Weg ist es passiert: Christin lag das erste Mal auf der Schnauze. Nichts wirklich Schlimmes passiert. Nur ein dicker geschwollener Fuß, eine Bänderdehnung, Robert hat sich den Rücken verdreht, Schutzblech schrott und einige Kratzer.
Wie kam es dazu? Es fing an zu Regnen und wir sind von der Autobahn auf eine Raststätte, um die Regenhosen anzuziehen. Als wir wieder auf die Autobahn rauffahren wollten, allerdings über eine Auffahrt über eine Brücke, dachte Christin, dass Robert durchfährt. Ist er allerdings nicht, sondern hat gestoppt, während Christin noch mal seitlich nach dem Verkehr schaute. Und als sie wieder nach vorne sah, war Robert nur noch 3 m entfernt. Und dann Vollbremsung, Vorderrad blockiert und seitlich weggerutscht. Zum Glück keine hohe Geschwindigkeit und wie gesagt, nicht viel passiert.
Es war komischerweise sofort ein Typ von der Autobahn da und der ließ sich nicht davon abhalten eine Ambulanz zu rufen. Robert hatte inzwischen das Moped von der Strasse gehoben und sich dabei schön einen Wirbel ausgerenkt. Als wir dann auch noch die Ambulanz davon überzeugen konnten, dass uns nichts Schlimmes fehlt, durften wir weiterfahren. Die Ambulanz ist übrigens umsonst, wenn man Mautgebühren zahlt.

Und jetzt sitzen wir in Santiago und können uns nicht so richtig gut bewegen, womit eine Sightseeing Tour zu Fuß in Santiago wohl ausfällt. Während ich dieses schreibe, ist Robert unterwegs und versucht das zerbrochene Schutzblech zu reparieren.
Aber alles halb so wild.

Am Donnerstagmorgen dem 29.03. fuhren wir dann mit den reparierten Motorrädern zum Flughafen, um Ina und Wolfgang abzuholen. Kaum aus dem Flugzeug gestiegen, folgte ein schneller Klamottenwechsel, Taschen auf die Mopeds gestrapst und los ging es Richtung Norden.
Im gleichen Flieger wie die beiden saß übrigens Rudi Völler. Auf Talentsuche in Chile?
Nach 560 km kamen wir gegen 19 Uhr in Vicuna an. Die Gegend um La Serena und Vicuna ist bekannt für ihre saubere Atmosphäre und bis zu 350 Tage im Jahr klarer Sternenhimmel. Dazu kommt noch die Höhe der Anden und alles zusammen gibt dann ein optimales Gebiet für ein Observatorium ab.
Dieses wollten wir in Vicuna ausnutzen und brachen um 21 Uhr zum Observatorium Mamalluca auf. Leider ohne Ina und Wolfgang, die platt von der Anreise und Fahrt nach Vicuna waren.
In der Kuppel des Observatoriums stellte der Guide irgendwelche Koordinaten am Teleskop ein. Als wir dann durchblicken durften, zeichnete sich ein perfekt klarer Saturn mit Ringen ab. Christin dachte zuerst "das ist doch Fake", aber wir konnten den Saturn wirklich sehen. Sehr cool!
Danach wurden durch verschiedene Teleskope noch diverse Sterne, Sternenbilder, Galaxien, der Mond und so weiter gezeigt. Sehr beeindruckend. Es folgte ein Vortrag über das Weltall, Urknall, abermillionen Lichtjahre. Da fühlt man sich auf der Erde doch irgendwie klein.

Von Vicuna ging es am Freitag Richtung Argentinien und deshalb geht der Bericht auch unter der Rubrik Argentinien weiter.


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