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Juliaca - Cusco (20.04. - 24.04.2007)

Am 20.04. kehrten wir mal wieder in ein neues Land ein: Peru! Von Copacabana ging es zum Grenzübergang Kasani. Auf bolivianischer Seite ging alles sehr schnell. Die Peruaner waren da etwas genauer. Das Carnet wurde genauestens kontrolliert, aber nach einer abschliessenden Unterschrift unsererseits war alles klar. Unterschriften sind hier IMMER äusserst wichtig...
Dann mussten wir noch Führerschein und Pass bei der Polizeistelle vorzeigen. Es war wohl alles in Ordnung, aber für die gute Kooperation könnten wir ihnen doch ein bisschen Geld geben. Den Betrag dürften wir uns selbst aussuchen. Mit einem halben Euro waren sie sehr zufrieden und wünschten uns eine gute Reise. Es stellt sich nun die Frage, ob man sich bei solchen "Kooperationszahlungen" querstellt oder einfach ein bisschen abdrückt, aber dafür ohne Diskussionen und Tralala sofort weiterfahren kann...
Die Fahrt ging immer am Titicacasee entlang, vorbei an Puno bis nach Juliaca, welches aber nicht weiter erwähnenswert ist. Was aber erwähnenswert ist, ist der Fahrstil der Peruaner. Ganz schön kamikazemässig. Auf gerader Strecke überholt ein LKW einen Minibus, sieht uns entgegenkommen, aber der LKW ist ja eindeutig der Stärkere und wir landen fast im Graben.

Von Juliaca gimg es dann nach Cusco. Eine sehr schöne Strecke. Von Juliaca fährt man auf dem arschkalten Altiplano, einer andinen Hochebene zwischen 3.500 und 4.000 m, bis zum Pass La Raya auf 4.338 m. Da sich der Anstieg über eine lange Strecke zieht, hat die Transalp gar nicht bemerkt, wie hoch es ist und ist locker im 5. Gang drübergefahren. Nach dem Pass wurde es schnell deutlich wärmer, man fährt durch viele Dörfer, vorbei an einigen Ruinen und kommt schliesslich in Cusco auf 3.430 an. Wir suchten uns ein Hotel an der sehr schönen Plaza und fingen direkt an, einmal in jedem Cafe und jeder Kneipe rund um die Plaza ein Getränk zu uns zu nehmen.

Am Sonntag besorgten wir uns die Zugtickets für Machu Picchu und konnten danach der sonntäglichen Prozedur des Fahnehissens beiwohnen. Mit einem Riesenspektakel werden die peruanische und die regenbogenfarbene Fahne der Incas jeden Sonntag auf der Plaza de Armas gehisst. Dazu gibt es Kundgebungen, Aufmärsche des Miltärs, der Polizei, vom Folkloregruppen und von den städtischen Gärtnern und Müllmännern. Sehr schön war dabei wieder mal zu beobachten, wie der Gleichschritt überhaupt nicht funktionierte.
Man kann in Cusco wunderbar umherschlendern und hier und dort mal einen Kaffee trinken. Es ist zwar alles sehr touristisch und alle naselang wollen sie einem Puppen, Postkarten oder Bilder verkaufen, aber da muss man durch. Dafür kann man sich auch für 10 Euro die Stunde massieren lassen.

Am Montag den 23.04. ging es dann zu einem der "neuen 7 Weltwunder", wenn es nach den Peruanern geht: Machu Picchu. Aber zuerst muss man von Cusco die 112 km nach Aguas Caliente 3,5 Stunden mit dem Zug fahren. Nach Machu Picchu kommt man nämlich nur mit dem Zug oder zu Fuss (von Cusco aus auf dem Inca Trail in 4 bis 5 Tagen). Von Aguas Caliente kann man in ca. 2 Stunden nach Machu Picchu hochlaufen oder den Bus nehmen. Da aber gilt, je später umso voller , haben wir den Bus genommen und standen um 10.30 Uhr vorm Eingang. Dort bezahlt man 40 Dollar Eintritt und kann das "Verlorene Reich der Incas" bestaunen. Um Machu Picchu besuchen zu können, haben wir pro Person 113 Dollar für den Zug gezahlt, 12 Dollar für den Bus und 40 Dollar Eintritt - macht zusammen also 165 Dollar, wenn man möglichst früh oben sein will. Würde uns interessieren, wieviele der Einwohner Perus sich das leisten können...
Aber Machu Picchu ist schon ein besonderer Ort. 2.432 m hoch in den Anden, geschützt von Bergen in einer faszinierenden Lage. Es ist nicht einfach diesen Ort zu beschreiben und so versuchen wir es erst gar nicht. Es ist einfach nur schön! Jedenfalls bis 12.30 Uhr, denn ab da kamen Unmengen an weiteren Touristen. Wir waren froh, ein paar Dollar mehr gezahlt zu haben und Machu Picchu in etwas ruhigerer Atmosphäre erlebt zu haben.

Am Dienstag haben wir noch einen Tag "zur freien Verfügung" in Cusco. Bisschen Internet, bisschen Waschen, bisschen Motorradpflege und ein bisschen Championsleague.

Am Mittwoch geht es Richtung Arequipa mit Zwischenübernachtung in Juliaca. Leider Juliaca, aber so ist es der einfachste Weg.


Cusco - Juliaca - Chivay - Arequipa (25.04. - 29.04.2007)

Wir sind schliesslich doch einen Tag länger in Cusco geblieben und erst am Donnerstag nach Juliaca gefahren. Aber dort war auch diesmal nichts erwähnenswert.

Von Juliaca ging es am Freitag nach Chivay in den Colca Canyon. Auf dem Weg passierten wir den 4.910 m hohen Pata Pampa Pass, der höchste unserer bisherigen Reise, der uns mit leichtem Schneeregen ganz schön abkühlte. Aber zum Glück gibt es in Chivay die heissen Quellen von La Casera, laut Reiseführer die angeblich modernsten Thermen von Peru. Modern ist relativ, aber es gibt eine tolle Aussicht mit steil aufragenden Bergen des Canyons und das Wasser ist auch schön warm. Und der Pisco Sour wurde direkt am Becken serviert. So war die Kälte des Passes schnell vergessen.
Am Abend gab es im Observatorium vom Maria Reiche Institut in Nasca noch einen Vortrag über Sternenbilder. Leider war der Himmel wolkenverzogen, so dass wir die neugewonnenen theoretischen Kenntnisse nicht in der Praxis testen konnten.

Am Samstag hiess es früh aufstehen, um ein weiteres Highlight unserer Reise in Angriff zu nehmen: der Colca Canyon. Er ist doppelt so tief wie der Grand Canyon. Der Rio Colca fliesst von 3.500 m in Chivay auf 2.200 m in Cabanaconde. Die Piste auf beiden Seiten des Canyon verläuft auf ca. 4.000 m Höhe. Im Hintergrund liegt das Massiv von Sabancaya, einer der aktivsten Vulkane Nord- und Südamerikas, und der Berg Ampato mit einer Höhe von 6.288 m. Diese Gegend ist Heimat des vom Aussterben bedrohten Andenkondors, einem riesigen Vogel mit bis zu 3,20 m Spannweite und 11 kg Gewicht. Frühmorgens bricht er zur Nahrungssuche auf. Der beste Platz, um die Vögel zu beobachten, ist der Mirador Cruz del Condor. Dieser ist 45 km von Chivay entfernt. Jedoch 45 km übelster Piste... Die Fahrt am Canyon entlang ist aber absolut beeindruckend. Und das Aufstehen um 5.30 Uhr lohnte sich spätestens dann, als die Kondore in direkter Nähe mit der Thermik aufstiegen und majestätisch ihre Runden im Canyon drehten. Tolles Erlebnis!

Arequipa oder auch "Stadt des ewigen Frühlings" oder auch "weisse Stadt" war unser Ziel nach dem Ausflug zu den Kondoren. Mit ca. 1 Million Einwohnern ist Arequipa die zweitgrösste Stadt Perus, viele sagen die schönste Stadt. Beherrscht wird sie vom ebenmässigen 5.821 m hohen Vulkan Misti. Durch die Nähe zu mehreren aktiven Vulkanen werden in Arequipa täglich bis zu 12 Erdbeben unterschiedlicher Stärke registriert.

Eine Besonderheit der Stadt ist das Kloster Santa Catalina. Die Klöster der Stadt konnten vor ein paar hundert Jahren dem Ansturm an jungen Frauen nicht gerecht werden und es wurde beschlossen ein neues Kloster zu bauen. Dazu wurde 1579 einfach ein Teil der Stadt ummauert. Fortan lebten 150 Nonnen und 400 Dienstmädchen hinter den Mauern. Niemand wusste, was dort vor sich ging, da sie autark und ohne Zugang von Fremden im Kloster lebten. Erst 1970 öffneten sich die Klostertore das erste Mal für die Öffentlichkeit. Die Nonnen selbst veranlassten dies, nachdem nur noch 17 Nonnen im Kloster lebten.
Heute ist das Kloster eine Touristenattraktion mit sehr schönen Plätzen und Einblicken in das klösterliche Leben.


Arequipa - Nasca - Huacachina (30.04. - 04.05.2007)

Von Arequipa ging es am 01. Mai in einer anstrengenden 560 km Etappe nach Nasca. Nach 20 km machte Robert ein Foto und dann sprang die Africa Twin nicht mehr an. Super! Alles abrödeln, Batterie überbrücken, wieder aufrödeln und weiter.
Ca. 155 km nach Arequipa erreichten wir den Pazifik. Endlich wieder Wasser und normale Luft! Man fährt eine Weile am Meer entlang, bis es wieder ins Landesinnere der Küstenwüste geht. Nach ca. 8-stündiger Fahrt erreichten wir endlich Nasca. Der Ort selbst ist nicht sonderlich interessant, ist aber Ausgangsort zu einem der frühgeschichtlich interessantesten Orte der Welt: den Nasca-Geoglyphen, die von der UNESCO als Weltkulturgut bestimmt wurden.

Am Abend wollten wir uns im Maria Reiche Planetario noch einen Vortrag über die unterschiedlichen Theorien zu den Geoglyphen anhören. Die deutsche Maria Reiche ist 1932 nach Peru gekommen und hat bis zu ihrem Tod 1998 die Linien erforscht. Vor unserem Hotel fragten wir eine Büdchen-Besitzerin nach dem Weg zum Planetario. Die krakeelte nach ihrer Tochter oder Bekannten, die dann mit einer Touri-Informationsmappe in der Hand angerannt kam. Sie würde uns zum Planetario bringen und versuchte und unterwegs eine Reservierung für einen Flug über die Linien anzudrehen. Ja, ja, später, erst zum Planetario. Schliesslich kamen wir in einer finsteren Ecke bei einer Frau an. Ob hier das Planetario sei? Ja, ja, das Maria Reiche Center und sie könne uns viel über die Linien erzählen. Center? Vorbei ging es an einem Schuppen, Werkzeugen und Hühnern in einen anderen Schuppen, in dem ein Modell der Gegend aufgebaut war. Alles ein bisschen skurill. Ob wir denn die einzigen Gäste für den Vortrag seien. Ja, ist Nebensaison. Wo denn das Teleskop sei? Das Teleskop? Ja, das wäre im Maria Reiche Planetario, aber sie könne uns auch viel über die Linien erzählen. Ja, ok wir gehen dann mal zum Planetario. Sie meinte dann noch "vielleicht beim nächsten Mal, wie man bei uns so sagt". Fürs Planetarium war es nun zu spät und die Flugreservierung haben wir bei der netten Dame, die uns genau verstanden hat, dann leider auch nicht machen können. Einige Leute sind wirklich nur doof.

Am Mittwoch ging es um 7.30 Uhr zum Flughafen, um uns die Linien aus der Luft anzusehen. Die Nasca Geoglyphen im Wüstenboden sind über 750 Jahre alt. Es gibt verschiedene Theorien über die Linien, aber eine eindeutige Erklärung gibt es bisher nicht. Ein Flug über die Linien-, Flächen-, und Tierdarstellungen regt auf jeden Fall die Phantasie an, was sich die Menschen der Nasca-Kultur wohl dabei gedacht haben.
Im Anschluss fuhren wir zum Cementario Chauchilla, einem Gräberfeld aus der Präinkazeit. Überall liegen Knochen, Schädel und Textilfetzen herum. Inzwischen wurden diese in freigelegte Grabkammer gesetzt und mit Dächern geschützt. Aber die Knochen findet man noch überall abseits der Wege.
Am Abend besuchten wir dann doch noch das Maria Reiche Planetarium und erfuhren einiges über die unterschiedlichen Theorien.

Von Nasca fuhren wir am Donnerstag nach Huacachina, einer Oase, die inmitten hoher Sanddünen liegt und in der Mitte eine grüne Lagune hat. Hier entspannen wir ein bisschen und liegen am Pool rum.


San Bartolo - Huacho - Huanchaco - Piura (05.05. - 09.05.2007)

Von Huacachina fuhren wir am Samstag in Richtung Lima. Dabei kamen wir in Ica an einer Tankstelle namens Los Andes vorbei, an der 1 Woche vorher Gonzalo aus Portugal, mit dem wir auf der Ruta 40 in Argentinien ein Stück zusammen gefahren sind, mit Waffengewalt ausgeraubt wurde. Da wir uns entschieden hatten, dass wir nicht in den 10 Millionen Stadtmoloch Lima wollten, fuhren wir nach San Bartolo, einem kleinen Fischerörtchen 45 km vor Lima. Wir hatten Gück, es war strahlender Sonnenschein und wir konnten die Surfer von unserem Balkon aus beobachten. Ab 18 Uhr allerdings war in dem Ort alles tot und man konnte nicht mal mehr etwas zu essen bekommen. Nebensaison, aber das haben wir ja schon im Maria Reiche Center in Nasca erfahren...

Am Sonntag war es leider vorbei mit Sonnenschein und der garua (Küstennebel) vermittelte einen etwas traurigen Eindruck beim Blick vom Balkon. Also packten wir unsere Klamotten und fuhren weiter Richtung Norden.
Die Panamericana durchschneidet Lima von Süd nach Nord. Man durchfährt einerseits zahllose, trostlose Elendsviertel, die barriadas, die sich an ausgetrockneten Sandhügeln der Küstenwüste hinaufwinden. Andererseits kann man einige beeindruckende koloniale Bauten im Vorbeifahren erblicken.
Unser Ziel ist das 150 km nördlich von Lima gelegene Huacho. Die Strecke ist nicht besonders spannend: schnurgerade typische Wüstenlandschaft. Kurz vor Huacho treffen wir einen brasilianischen Motorradfahrer, der uns erzählt, dass 20 km nördlich von Huacho Polizisten versuchen, die Leute abzuzocken. Sie behaupten man wäre viel zu schnell gefahren, offiziell müsste man ein bestimmtes Bussgeld zahlen, aber weil sie Gentlemen wären, wären sie auch mit der Hälfte zufrieden. Vom Brasilianer wollten sie 300 Soles (75 Euro) haben. Mal sehen, ob sie am Montag immer noch da stehen...

Am Montagmorgen hiess es aber zuerst ein bisschen Frühsport in Form von Africa Twin anschieben. Die springt nämlich seit einigen Tagen nicht mehr an, wenn man sie startet.
An der vom Brasilianer genannten Stelle wurden wir nicht angehalten. Dafür winkte uns 50 km später ein Polizist an der Kreuzung nach Huarez an den Strassenrand. Mit Handschlag begrüsste er uns, erkundigte sich sehr freundlich wie es uns gehe, woher wir kommen, usw. Wir hatten vorher vereinbart, in so einem Falle stellen wir uns total doof und verstehen gar kein spanisch. Nach der anfänglichen Freundlichkeit kam er zum Thema. An dieser Kreuzung dürfe man nur 50 km/h fahren. Das wäre international so. International??? Und wir wären 60 oder 65 km/h gefahren. Ob denn irgendwo ein Schild stehen würde, auf dem die 50 km/h angegeben sind. Ja, ja. Aber wir sind genau 50 km/h gefahren. Das haben wir auf unserem Tacho gesehen, genau 50 km/h. In Wirklichkeit sind wir 90 km/h gefahren, weil auf der Strasse 90 km/h erlaubt sind. Dann zog er seinen Bussgeldkatalog hervor und wollte uns zeigen, wieviel unser Vergehen offiziell kosten würde. Wir fragten ihn dann, wie denn sein Name wäre. Er zeigte auf sein Namensschild und verzog schon ein bisschen die Nase. Senor Peralta. Ob er denn auch einen Polizeiausweis hätte? Hatte er, verzog noch mehr die Nase und zeigte ihn. Senor Peralta, schön! Wie unsere Namen denn wären? Goelke und Meerpohl. Ha, ha, ha, solche Namen hätte er ja noch nie gehört. Gut, dann ist ja jetzt alles ok und wir fahren dann mal weiter. Ja, ja. Und hier fahren wir dann nur mit 50 km/h weiter? Nein, jetzt könnten wir mit 100 km/h fahren. Ach so, ja gut. Tschüss dann bis zum nächstenmal. Noch einmal Hände schütteln und weg waren wir.
Ansonsten waren die Polizisten immer sehr hilfsbereit und winkten uns oft zu. Ein typisches Gespräch bwz. Frage nach dem Weg lief so ab: Wo geht es denn nach Huanchaco? Da und da lang. Wo wir denn herkommen würden? Aus Alemania. Aaaahhh, Alemania. Bayern Munich. Ja richtig, Bayern München. Claudio Pizarro... Bayern Munich! Fussball vereint die Welt!
Am Nachmittag trafen wir in Huanchaco, einem Fischer- und Surferort, ein. Auch hier merkte man die Nebensaison, denn nach 19 Uhr war es auch hier schwierig, noch etwas zu essen zu bekommen.

Am Dienstag guckten wir ein paar alte Steine bzw. Adobeziegel. Chan Chan war einst Hauptstadt der Chimu, die zwischen 1.000 und 1.450 n. Chr. die Küstenwüste im Norden Perus beherrscht haben. Chan Chan dehnte sich auf rund 20 qkm aus, beherbergte 35.000 Einwohner und war in ihrer Zeit die grösste Stadt Südamerikas. Es gab und gibt keine grössere Stadtanlage, die nur aus Lehmziegeln errichtet wurde.

Am Mittwochmorgen verliessen wir die Küste bei einem kühlen Regen. Doch schon 3 Stunden später fuhren wir durch die brütende Hitze der Wüste nach Piura. In Piura werden wir unsere letzte Nacht in Peru verbringen, denn am Donnerstag werden wir über die Grenze bei Macara nach Ecuador fahren.


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