Südafrika
Mafikeng - Winburg - Aliwal North - Port Alfred (31.10. - 03.11.2006)
Mafikeng - angeblich Spielort der Fussball WM 2010. Wir sind gespannt. Kulinarisch
beispielsweise absolut kein Höhepunkt. Auf die Frage, wo man eine gute Pizza bekommen könnte,
gab es immer die gleiche Antwort:"Crossing Point!" Dieser ist ca. 4 km ausserhalb des Zentrums gelegen
und eine Ansammlung von Fastfood Restaurants. Dann doch lieber "chicken with rice". Wie auch immer...
Am Dienstag ging es durch wunderbare Landschaften nach Süden. Wir haben uns entschieden hauptsächlich
kleine Landstrassen zu fahren. Dies führte uns durch Lichtenburg, Stilfontein, Kronstaad nach
Winburg. Zwischendurch kamen wir uns vor wie die Waltons im Farmerland. Auch ein bißchen wie in der
Eifel.
In Winburg erkundigten wir uns nach Übernachtungsmöglichkeiten am 10 km entfernten Enfernis Staudamm.
Die gute Dame an der Tanke konnte allerdings kleine Auskunft geben, da sie in ihrem Leben noch nie dort
gewesen sei. Also blieben wir in Winburg und werden den Staudamm in unseren Leben wohl auch nicht sehen.
Am Mittwoch hiess das Ziel Aliwal North. Durch fast schon kitschig schöne Landschaften mit Felder-,
See und Bergkulisse, folgten wir einem anfangs noch faszinierendem Wolkenspiel. Der Spass war vorbei
als sich die Wolken in tiefschwarze Gewitterwolken verwandelten. Dieses Gewitter brach los als wir mitten
in der schönsten Natur eine Viertelstunde vor dem Stopschild einer fragwuerdigen Baustelle warten
mussten.
Auf jeden Fall waren wir das erste Mal auf der Reise völlig durchnässt. Und die Regenklamotten sind
ab jetzt nicht mehr unter der Sitzbank, an die man erst gelangt, nachdem man das komplette Gepäck
abgebaut hat...
Aliwal North ist bekannt für seine heissen, heilenden Quellen. Das passte uns zum Aufwärmen ganz
gut. Allerdings hat das "Aliwal Spa" wohl Anfang der 90er seine besten Jahre gehabt. Das Wasser ist schwefelhaltig
und überall blubberten kleine Methanblasen hoch. Dementsprechend "gesund" roch es. Aber schön warm
war es.
Am Mittwoch den 02.11.06 war es endlich soweit. Noch eine Tagesetappe und wir sind am Meer. Aber diese
Etappe hatte es in sich. 400 km sind ja ok, aber bei permanentem starken Regen weniger ein Vergnügen.
Besonders für Robert, der neben seiner Isomatte auch seine Regenhose in Köln vergessen hat (zu gross,
zu schwer). Bei mehreren Nachfragen in Geschäften nach einer Regenhose bekamen wir die Antwort:"They
are out... because of the rain." Ach nee!
Wäre der Regen nicht gewesen, hätten wir diese einmalig schöne Bergtour auch geniessen können.
So war die Strecke über 1.800 m hohe Pässe und vorbei an Stauseen etwas kalt. Aber der Anblick des Indischen
Ozeans in Port Alfred entschädigte fast für das Sauwetter.
Jetzt fehlte nur noch eine passende Unterkunft. Mit Hilfe zweier Einheimischer fanden wir ein
wunderschönes, gemütliches Cottage, in dem wir die nächsten Tage gut entspannen werden.
Surfen wird hier wohl nichts, obwohl die Wellen super aussehen. Es gibt hier keine Boards zu leihen
und Neos schon gar nicht. Hier hat eben jeder sein eigenens Board.
Port Alfred - St. Francis Bay (04.11. - 07.11.2006)
Der 04. November war ein historischer Tag für Christin, denn wir hatten uns einen besonderen
Zeitvertreib vorgenommen: wir wollten unsere 113 PS gegen 2 PS eintauschen. Genauer gesagt stand ein
Ausritt mit dem grauen Big Ben (für Christin) und dem schwarzen Coal (für Robert) auf dem Programm.
Wir waren sehr gespannt wie wir uns als Reiter machen würden, da Christin vorher noch nie auf einem Pferd
gesessen hat und Robert das letzte Mal vor 20 Jahren.
Nach kurzer Einführung und Bekanntmachung mit den neuen Gefährten ging es schon los ins Game Reserve
mit Zebras, Giraffen, Büffeln, Antilopen, Gnus und... Nashörnern.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten die Pferde überhaupt zum Laufen zu bekommen und die geplante
Richtung auch den Pferden klar zu machen ging es dann ganz gut.
Hoch zu Ross kamen wir bis auf 20 m an die Giraffen heran. Toll! Als nächstes entdeckte unser Guide
Lloyd 3 Nashörner. Wir sollten stehen bleiben, während er näher heranritt, um die Lage zu checken.
Vorher hatte er uns 3 Signale für den Notfall erklärt:
1. wenn er seine Peitsche in die Luft hält, sollten wir sofort stoppen
2. wenn er diese Peitsche dazu in der Luft dreht, sollten wir die Pferde drehen und langsam in die
entgegengesetzte Richtung reiten
3. wenn er dazu laut "go, go!!!" schreit, sollten wir das ganze sehr schnell durchführen und sehr schnell
abhauen.
Und so kam es... Wir sahen aus der Ferne, dass sich sich die Nashörner irgendwie kloppten. Dann kam
Lloyd angeritten und schrie: "go, go, go!!!" Wir wussten gar nicht, wie uns geschah. Wie Pferd schnell
drehen und abhauen???
Big Ben hat alles richtig gemacht und ritt von allein zuerst im Trab und säter im Galopp hinter
Anna, der vierten Mitreiterin, her.
Allein Roberts Pferd Coal war die ganze Zeit ziemlich lahmarschig und kam nicht in die Hufe. Langsam
wurde aber auch uns klar, dass irgendwas nicht stimmte und endlich bekam Robert den Klepper ans
Traben (oder war es andersrum?).
Nach kurzer Zeit waren wir weit genug von den Nashörnern entfernt und wir hielten an. Lloyd
erklärte uns, dass das männliche Nashorn das weibliche mit dem Baby angegriffen hat. Dieses sah
alles ein bisschen zu aggressiv aus, so dass es besser war schnell zu verschwinden.
Ganz schön aufregend für einen ersten Ausritt. Natürlich toll direkt zu galoppieren und nicht
runterzufallen, wenn auch nicht ganz freiwillig.
Inzwischen sind wir in St. Francis Bay angekommen, 680 km vor Kapstadt. Eigentlich wollten wir ja
nach Jeffrey's Bay, der ein legendärer Ruf unter Surfern nachgesagt wird. Uns kam es aber eher
wie ein amerikanischer Ballermann vor und so sind wir weiter.
Hier gibt es nichts anderes zu tun, als nichts zu tun. Und das ganze mit einer phantastischen
Aussicht aus dem Bett.
Heidelberg - Hermanus - Kapstadt (08.11. - 12.11.2006)
Von St. Francis Bay ging es weiter nach Heidelberg. Dort wurde nur übernachtet.
Am Donnerstag den 09.11.2006 war das erste Ziel Cape Alguas. Dieses Kap ist der südlichste Punkt
in Südafrika und gleichzeitig der Punkt, an dem sich Indischer Ozean und der Atlantik geografisch
treffen. Man könnte also locker mal eben vom Indischen Ozean in den Atlantik rüberschwimmen, wenn
es nur nicht so kalt wäre (14 Grad).
Später am Tag sind wir dann in Hermanus angekommen. Hermanus mit seiner Bucht gilt als
ausgezeichneter Ort zum Wale beobachten.
Und in der Tat. Schon nach kurzer Zeit bot sich uns ein wunderbares Schauspiel. Ein Southern Right
Whale zog seine Bahnen durch die Bucht und winkte uns quasi mit seiner Schwanzflosse zu. Kurz danach
kam noch ein Kollege von ihm dazu.
Am nächsten Morgen sahen wir noch einen Mama-Wal mit ihrem Kalb unmittelbar am Ufer langziehen.
Nach diesem Naturschauspiel sollte uns der Weg nun nach Kapstadt führen. Die Strasse führte direkt am
Meer entlang. Genauer gesagt um die False Bay herum, an deren Ende das Kap der Guten Hoffnung liegt.
Vorbei an wunderschön mit türkisblauem Wasser gefärbten Buchten, aber auch mit einem sehr strammen
Wind ging es schliesslich nach Hout Bay.
Hout Bay ist ein Vorort, besser eine Vorbucht von Kapstadt, wo wir 5 Nächte bleiben wollen.
Am Samstag haben wir uns die Waterfront in Kapstadt angesehen und später den Tafelberg erklommen.
Naja, mit der Seilbahn... ein toller Blick über die tolle Stadt bot sich uns.
Kapstadt - Franschhoek - Clanwilliam (12.11. - 18.11.2006)
Am 12.11.06, Sonntagabend, waren wir mit 2 Mädels in Capetown unterwegs. Aber eigentlich gibt es dazu
nichts aufregendes zu erzählen, da alle guten Bars und Clubs geschlossen hatten. Aber wir hatten das
Vergnügen traditionell gebrautes Bier der Schwarzen zu probieren. Es schmeckt scheusslich.
So konnten wir wenigstens einigermassen fit einen Ausflug zum Kap der Guten Hoffnung machen.
Diesmal ist Robert sogar bis zum Leuchtturm hochgegangen. Vor 11 Jahren war ja wohl keine Zeit dafür.
Christin hat sich übrigens überlegt nicht in Südafrika zu surfen. Unser Tourguide Sonja hat ihr
vorgeschlagen in Muizenberg surfen zu gehen, denn dort gibt es Sharkguards, die nach den "Great Whites"
Ausschau halten. Und, ach ja, letzten Sonntag wurde das gesamte Wasser dort geräumt, da sich mal wieder
einer zu nah an den Schwimmer rumtrieb.
Und, ach ja, vor zwei Wochen ist in der Nachbarbucht Fish Hoek eine 76-jährige Dame beim Schwimmen von einem
Weissen Hai gefressen worden. Aber für sie war es wohl ein schöner Tod, da sie seit 70 Jahren jeden
Tag in der Bucht schwimmen war.
Stattdessen haben wir uns die Fische dann lieber im Aquarium von Kapstadt angesehen. Das ist viel informativer
und nicht so gefährlich.
Gibt es in Neuseeland eigentlich auch so viele Haie?
Am Dienstag war Tourtag. Mit unseren Tourguides Sonja und Amanda hatten wir für diesen Tag einiges auf dem
Programm.
Am Morgen ging es in ein muslemisches Viertel, direkt angrenzend zur Innenstadt von Capetown. Dieses Viertel
hat bis heute seine muslemische Lebensweise und Charakteristik bewahrt.
Es ging weiter in eine kleine
Fabrik, in der Draht verarbeitet wird. Es entstehen alle Arten von Kunstwerken. Angefangen mit der südafrkanischen
Flagge, über 2 m hohe Baobab Bäume bis hin zu Motorrädern auf Wunsch.
Im Anschluss besuchten wir ein Museum, das an den District Nummer Sechs erinnert. Dieser Stadtteil, in dem
70.000 Menschen lebten, wurde von der damaligen Regierung in den sechziger und siebziger Jahren systematisch
platt gemacht. Die Bewohner wurden nach Hautfarbe umgesiedelt. Mischehen wurden zerstört, da man seinem
Lebenspartner oder Kinder nur alle 3 Monate für 2 Stunden sehen durfte.
Das Gelände ist nach wie vor unbebaut, obwohl es in bester Lage liegt, da es sich um ein inoffizielles,
politisches Mahnmal handelt.
Mit diesen Eindrücken ging es dann in die Townships. Wir besuchten einen Musiklehrer in einem Kulturzentrum.
Er führte uns afrikanische Musikinstrumente vor und hat uns zu afrikanischen Rhythmen sogar zum Musizieren
und Tanzen gebracht.
Bevor wir dann in einem typischen Restaurant inmitten eines Township gegessen haben, besuchten wir noch eine
Recycling-Organisation. Es funktioniert wie bei uns, sobald es sich lohnt, wird es gemacht. Ansonsten
fallen lassen und weitergehen. Erwähnenswert die kleine Schuhwerkstatt, in der sich Mann bzw. Frau Schuhe ganz
individuell fertigen lassen kann. Die Werkstatt, die in 3 Überseecontainern Platz findet, wird von
einem Mann mit seinem Sohn betrieben. Angestellt sind einige HIV-Positive alleinerziehende Mütter, die sonst eigentlich
keine Einstellungsmöglichkeit mehr bekommen würden.
Das Essen gab es dann ganz traditionell. Man sucht sich beim Metzger bzw. Metzgerin sein Stück Fleisch aus,
bringt es zum Grill und bekommt es dann perfekt zubereitet mit Maliepup, Bohnen und Salat serviert. Besteck
gibt es nicht, also mit den Fingern.
Als letztes Stand noch ein Besuch bei einer Frau an, die es geschafft hat von einer Einraum-Wellblech-Hütte
in eine Dreiraum-Wellblech-Hütte, genannt Shacks, zu ziehen. Ebenfalls HIV-Positiv und alleinerziehend
mit zwei Mädchen von zwei Vätern, die längst über alle Berge sind, hat sie es geschafft, eine Anstellung
in zwei weissen Haushalten zu bekommen. Sie ermöglicht so ihren Töchtern, so lang es geht, einen Schulbesuch.
Wir können nicht ausdrücken, wie es uns an dem Abend ging.
Von unserer Vermieterin hörten wir von einem Tanzprojekt namens The Jikeleeza Project in Hout Bay. Also haben wir uns gegen Mount Nelson und
Tea und Toast entschieden, um dieses Projekt zu besuchen. Es handelt sich um einen schwarzen Tänzer, der nur
mit Strassenkindern und Kindern aus den Townships arbeitet. Durch dieses Projekt bietet er den Kindern ein "zu
Hause". Tolles Projekt, tolle Kinder, tolle Atmosphäre und tolle Leute, die es leiten.
Am 16.11.06 ging es wieder weiter. Wir verliessen Kapstadt und haben uns die Weinlandschaft angeschaut und
ausprobiert... Sehr lecker!
Freitag der 17.11.06 hat uns wieder Richtung Norden und in die Sommerhitze Afrikas gebracht. Es ging vorbei an
Citrusplantagen, durch die Cederberge nach Clanwilliam.
Clanwilliam ist eigentlich nicht sehr aufregend. Allerdings ist uns dann doch etwas passiert. Nur 2 Stunden nachdem
wir uns mit Obst und Bier im örtlichen Sparmarkt versorgten, brannte er lichterloh. Für uns nicht so
tragisch, aber für die Anwohner schlimm. Denn der nächste grössere Supermarkt ist 45 Minuten Autofahrt
entfernt.
Springboek - Keetmanshoop (Namibia) (18.11. - 19.11.2006)
Die nächste Etappe ging von Clanwilliam nach Springboek und damit einher
ein weiterer Szenenwechsel.
Keine erfrischende Brise mehr vom Atlantik. Keine grünen, sanft geschwungenen Weinberge mehr.
Wir sind wieder in der Wüste. Die Strasse geht über Hügel auf und ab.
Rechts und links der Strasse endlose Weite.
Aber die Fahrt ist nicht langweilig. Nach jedem Hügel zeigt sich ein neues
Landschaftsbild. Mal erscheint rechts ein majestätisch anmutender Berg.
Nach dem nächsten Hügel kommt von links eine Windboe, die einen fast vom
Motorrad pfeffert. Dann wieder eine Bergkette, die den Blick an sich fesselt.
Richtung Norden wird es immer heisser. Zwischendurch passieren wir kleine
Ortschaften, bei denen man sich fragt, was die Menschen dort in dieser
Einöde und Trockenheit treiben.
Nach 330 km erreichen wir Springboek. Wir finden eine nette Unterkunft mit
Swimming Pool und nach einem erfrischenden Bad ist fast alle Anstrengung
vergessen.
Am nächsten Tag wollen wir die namibianische Grenze passieren und Station
in Keetmanshoop machen.
Da wir uns inzwischen wieder in Namibia befinden, folgen die weiteren
Berichte auch wieder unter der Rubrik Namibia.
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